Internetpräsenz

Eine virtuelle Zeichnung von Chris Harrison, auf der man die Datenströme zwischen den Kontinenten gut erkennen kann.

Die Internet Map ist eine virtuelle Zeichnung von Chris Harrison, auf der man die Datenströme zwischen den Kontinenten gut erkennen kann.

Das Internet

Werfen wir einen Blick auf das gesamte Onlinesystem, um zu lernen, es intuitiv zu überschauen. Das physische Internet können wir uns visuell als Netz aller Netze vorstellen: Es ist ein Zusammenschluss aus unzähligen komplexen Verbindungen, die aus verbundenen Servern bestehen. Dicke Datenpipelines transportieren Bits und Bytes von Kontinent zu Kontinent. Das Resultat ist ein globaler Informationsorganismus, in dem Daten mit Lichtgeschwindigkeit um den Erdball jagen.

Die Entwicklung des Www

Ursprünglich nur als Kabelverbindung von wenigen Rechenzentren für Krisenzeiten konzipiert, entwickelte sich das Internet zum Leitmedium der Gegenwart. Man nutzt es heute für Datenübertragungsprotokolle (Uploads/Downloads zum Austausch von Dateien), Instant Messaging (Chat), Internettelefonie, E-Mail und auch das relativ junge Www ist eine Subkategorie des Web. Es wurde vor knapp einem Vierteljahrhundert von Tim Berners-Lee am CERN entwickelt und ermöglicht uns seit den frühen Neunziger Jahren, öffentlich Dateien für jedermann weltweit optisch attraktiv und nutzerfreundlich darzustellen.

Heute ist für uns kaum noch vorstellbar, dass das, was man vor dem bunten Www unter „Internet“ verstand, üblicherweise als schwarzer Bildschirm mit Zeilen von buntem Text erschien, der bestenfalls mit ASCII Art dekoriert war. Das Www ist so alt wie die Tochter meiner Freundin, also vergleichsweise jung und beinahe unschuldig. Dennoch bereits so prominent und erfolgreich, dass es oft fälschlicherweise mit dem Internet selbst gleichgesetzt wird.

Es hat eine sehr lebendige Evolution hinter sich, dieses eigenartige World Wide Web. Es entwickelte sich aus der einfachsten Variante des Hyper Text Transfer Protocols (das mysteriöse „http://“, das in der Adresszeile des Browsers fast immer am Anfang einer URL steht) aus reinem HTML Code zu einem Alleskönner.

Das Internet ist ein Mitmachmedium. Es ist kein unveränderliches Buch, keine redigierte Zeitung, kein passiv zu konsumierender TV-Kanal und kein Theater, das von Publikum erwartet, während der Aufführung mucksmäuschenstill zu bleiben. Es ist das Medium, in das jede/r, die/der sich einklinken kann, innerhalb von Sekunden Dateien einspeisen kann und eigene Anwendungen, soziale Plattformen oder Diskussionforen etc. einrichten kann. Das ist ein sehr lehrreicher Prozess, wer sich mit seiner Webpräsenz durchsetzt, schafft es auch auf einer Insel.

Das Telnet war der Vorfahre des Browsers

Das Telnet war einer der Vorfahren des Browsers, so wie wir ihn heute kennen.

Nur backen kann das Web noch nicht, aber keine Sorge: Wenn die Evolution der Onlinetechnologien so rasant weitergeht wie bisher, dann wird es nicht mehr lange dauern, bis es mit dem „Internet of Things“ soweit ist. Theoretisch wäre das längst möglich – nur die Endgeräte sind noch nicht dafür gerüstet. Mit Hochgeschwindigkeit arbeiten Forscher und Entwickler derzeit an Schnittstellen, um Verbindungen zu Waschmaschinen, elektrischen Zahnbürsten und Türklingeln zu normieren. Bald wird sich das Web mit allen anderen Onlinetechnologien zu 100 % vereint haben, erweitert mit neuen Protokollen, Verbindungen und Codierungen, und dann kann es auch via mobile Apps den gesamten Haushalt steuern.

Auf dieser Grafik sind die frühen Anfänge des WWW dargestellt. Es führt ein Link zur Visualisierung der gesamten Evolution des WWW

Auf dieser Grafik von „Die Evolution des Web“ sind die frühen Anfänge des WWW dargestellt.

Provokanter Onlineblödsinn von Lesern der BILD Zeitung

Was ist eine Internetpräsenz?

Was kann man sich unter diesem Begriff vorstellen? Ist es eine Homepage? Eine E-Mail-Adresse? Ein Facebook-Account? Eine eigene App zur Kommunikation mit seinen Sozialkontakten? Oder alles?

Unter Internetpräsenz versteht man, global gesprochen, die individuelle Sichtbarkeitswahrscheinlichkeit von einer Person, einem Unternehmen oder einer Organisation im gesamten Internet, mit all seinen Anwendungen, Möglichkeiten, Inhalten und Protokollen. Dazu zählen ebenso E-Mail-Adressen wie Skype-Accounts, social Media Profile und/oder eine oder mehrere Websites mit einer sogenannten „Homepage“ oder einer standalone Landingpage als Ausgangspunkt.

Wer lediglich einen Internetzugang hat, um passiv zu konsumieren, ist zwar präsent im Internet, so wie BesucherInnen eines Theaters. Bei jedem Aufruf einer Webseite hinterlässt man eine IP, jeder Klick und jede Interaktion wird aufgezeichnet. Auch das erzeugt bereits eine Art Onlineidentität. Doch zum Internetauftritt gehört auch minimale Interaktion. Wenn wir beim Vergleich Theater bleiben, so fängt die Webidentität an beim Tuscheln mit dem Nachbarn, beim Klatschen oder beim BUH! Und ja, auch ein Account bei der BILD online, über den man sich als Basher, Mobber und Clown ein Image aufbaut, ist bereits eine eigene kleine Internetpräsenz.

Vor 20 Jahren war alles völlig anders. Oder?

Heutzutage hat man es viel leichter bei einem Neueinstieg mit einer Webplattform, da das Angebot an vorgefertigten Systemen so groß und vielfältig wie auch technisch unaufwändig geworden ist, dass sich jedes Kind innerhalb von wenigen Minuten online präsentieren kann. Gleichzeitig wuchsen die Ansprüche der BesucherInnen durch immer diffizilere Sehgewohnheiten wie auch das ganzheitliche Verständnis von einzelnen Teilaspekten wie Social Media, SEO Onlinebehaviour und Contentmarketing. Und die Konkurrenz war so viel kleiner. Das war damals alles noch viel einfacher.

Meine eigene Internetpräsenz begann damit, dass der Netzwerkadministrator unserer Hochschule mir eine E-Mail-Adresse zugewiesen hat. Nicht einmal den Namen vor dem Klammeraffen konnte ich mir selbst aussuchen, dieser wurde nach Schema F. vergeben. Einfacher ging es nicht. Ich war mit der Institution assoziiert, die mir die E-Mail-Identität zur Verfügung stellte, konnte die Infrastruktur des Computerraums des Unigebäudes nutzen und fortan weltweit kommunizieren.

Damals hatten noch nicht sehr viele Leute E-Mail-Accounts. Meine Internetpräsenz war verbunden mit meinem bürgerlichen Namen und meinen Studentinnenideen. Im Unterricht lernte ich, wie man einen Apache-Server selbst aufsetzt und so einen Computer On schaltet. Kinderleicht! Nun brauchte man noch ein paar minimale HTML-Dateien, die Domain war automatisiert und numerisch – schon war man im Internet mit seiner Botschaft präsent. Und konnte das Www für kreativen Unsinn à la Jodi nutzen. Rein theoretisch würde so etwas technisch heute noch genauso funktionieren – aber würde das noch funktionieren bei den UserInnen?

Langsam kamen Freemail Anbieter an die Oberfläche. ICQ wurde eingeführt. Und die Chatrooms, die man mit seinen Freemail-Identitäten bevölkern konnte, waren nicht mehr schwarz. Mit meiner Hi8 Videokamera dokumentierte ich die erste IP-Videokonferenz Europas, die damals noch eine sehr ruckelige Angelegenheit war (von Skype keine Spur!). Und ich erzeugte meine erste HTML-Seite als Webpräsenz für einen Film, den ich online bekannt machte. Sie war nur aus Hypertext, Tabellen, Frames, stark komprimierten Filmstills und winzigen GIF-Animationen aufgebaut.

 

Ein Kunstwerk von Olia Lialina aus dieser Zeit (1996) ist nach wie vor online: „My boyfriend came back from the war“ ist ein minimales Hauptwerk der net.art, das aus Hypertext, Frames und Gif-Animationen besteht.

Dieses net.art Werk von Olia Lialina zählt zu den frühesten Kunstwerken aus dieser Gattung.

My Boyfriend Came Back From The War von Olia Lialina zählt zu den frühesten Kunstwerken der Net.Art.

Wie man am Beispiel der net.art gut erkennen kann, unterliegt eine Webpräsenz visuellen Trends, die sich jahrelang halten können. Längst hätte man damals durch Hexadezimalcodes helle Hintergründe erzeugen können oder GIF-Animationen höher aufgelöst anzeigen lassen können, doch die damaligen Sehgewohnheiten waren noch vom Telnet beeinflusst. Abweichungen vom schwarzen Bildschirm und gut aufgelöste Fotos sahen nach einer kommerziellen Anwendung aus. Immobilienmakler, Werbeagenturen und Pizzabringdienste entdeckten das Www für sich und bestellten flashige, bunte Websites mit zahlreichen möglichst hoch aufgelösten Fotos. Während Künstlern die starke Kompression eines Bildes aus den Anfangstagen des Internet als Stilmittel verstanden und beibehielten, strebten die Websites von Unternehmen eher nach Schärfe, guten Farben und schönen Größen bei Bildern. Derzeit gibt es weltweit einen neuen Trend, der eine Art „Back to the roots“ Bewegung darstellt, wodurch das Werk von Olia Lialina wieder topaktuell wirkt: Flat Design. Symbole werden beim Flat Design auf ein Minimum an Information reduziert und mit wenig Farbe hell gehalten. Texte werden zu einfachen Überschriften komprimiert und alles wird rechteckig.

Das neue Design von Google Play

Das neue Gesicht von Google Play gilt als Top-Beispiel für Flat Design.

Oskar Schlemmer entwarf  1916 das berühmte Bauhaus Logo, das auch  heute noch für höchste Qualität in der Verbindung von Abstraktion und Figuration in Form einer Gebrauchsgrafik steht.

Der deutsche Künstler Oskar Schlemmer, der von 1920-1929 am Bauhaus wirkte, entwarf das berühmte Bauhaus Logo, das auch heute noch für höchste Qualität durch die harmonische Verbindung von Abstraktion und Figuration hier in Form einer Gebrauchsgrafik steht. Er würde sich im Grab umdrehen, müsste er mit ansehen, was heutzutage vielerorts aus seinem Credo „Mensch als Maß und Mitte“ geworden ist. „100 Likes für eine Fanpage sind NICHTS“ musste ich neulich in einer Facebook-Gruppe lesen. 100 Menschen, die sich für einen bestimmten Inhalt interessieren, sind nichts? Das Internet entwickelt sich durch völlig verquere Messmethoden, Matrizen und Tools zu einem Massenmedium, das den Faktor „Individuum“ nur allzu oft eiskalt missachtet. Ich plädiere zur Umkehr.

Ein neuer Beruf: Webdesign

Durch das Www entstand ein neues Berufsbild. Unter WebdesignerInnen verstand man codeversierte Frauen und Männer, die grafisches Know-How und HTML-Kenntnisse miteinander in Einklang brachten, meistens mit dem Schwerpunkt Code/technische Notwendigkeiten. Dies führte teilweise zu desaströsen Sehgewohnheiten. Im Webdesign fand man innerhalb weniger Jahre aufgrund von niedrigen Auflösungen der Monitore, langsamen Datenübertragungsraten oder minimaler Ausstattung der Betriebssysteme verkehrte Welten vor. Jahrhundertelange Erkenntnisse für gute Typografie oder ergonomische Gestaltung wurden über den Haufen geworfen. Mittels HTML und etwas später Flash / CSS eine visuell ansprechende Homepage für Unternehmen oder Organisationen zu erstellen, die auf allen Plattformen aufgerufen werden konnten, war oft nur mit Umwegen durch den gestalterischen Urwald möglich.
Diejenigen, die Codes schrieben, gestalteten auch das Frontend. Dies führte zu einem Phänomen, das ich gerne „Listenkrankheit“ nenne: Manche Websites bestehen nur aus Aufzählungen. Oben ein Menü, seitlich ein Bäumchen, unten eine Menge Links und im Textbereich finden sich auch noch nummerierte oder freie Aufzählungen und Tabellen => völlig unmenschliche, größtmöglich effiziente Darstellung von Inhalten, die BesucherInnen anstrengen => geringe Verweildauer auf Seiten => immer kürzere, vereinfachtere Texte und minimalere Seiteninhalte => Brain Drain des Web.  Heutzutage ist die Reduktion von Inhalten nicht mehr zwingend notwendig. Über zwei Jahrzehnte eingeschliffene Modi haben sich jedoch bereits so tief eingegraben, dass es lange dauern wird, bis sie wieder ausgeglichen und an gutes Offline-Design angepasst sein werden. „Webdesigner“ ist zwar nach wie vor ein geflügelter Terminus, der aber in der Zeit des kommenden Web 3.0 („Semantisches Web“), das sich auf das Web 4.0 („Outerweb“ oder „Internet der Dinge„) vorbereitet, in die Schwerpunkte „Online Marketing“, „Interaktionsdesign“, „Online PR“, „Social Media“, „Content Marketing“ und „Webentwicklung“ aufgesplittet hat, mit dem übergeordneten Projektierungweg „Onlineplanung“. Von „Webdesign“ sprechen eigentlich nur noch diejenigen, die vom aktuellen Stand des Internet und dessen Möglichkeiten keine konkrete Vorstellung haben und sich nur, so wie früher, eine Homepage gestalten lassen möchten.

Der Unterschied zwischen Homepage und Internetpräsenz

Wenn mich heute jemand fragt: Was brauche ich für meine neue Internetpräsenz? Dann antworte ich: „Zeit, Ideen, Ausdauer und eine besondere Identität mit Einzigartigkeit, die man online ins Rennen um Aufmerksamkeit schickt“. Ob das nun die smarte Wissenschaftsjournalistin ist, die über ihre Facebookseite „I fucking love science“ bereits 6.237.899 Follower hat, die Politikerin, die via Twitter Zigtausende Follower hat und so als Meinungsbildnerin in Erscheinung tritt, oder das Startup, das das Internet mit Ideen in Form einer besonderen Anwendung bereichert – alles kann, nichts muss. Wichtig für eine gute Internetpräsenz ist, dass sie in idealer Weise die Offlinewelt mit der Onlinetechnologie harmonisiert. Dass sie individuelle Talente und Kontaktnetzwerke der BetreiberInnen ebenso berücksichtigt, wie Vorlieben der angestrebten UserInnen – all dies aufbauend auf den Erkenntnissen und Technologien der Gegenwart, vorbereitet auf die Methoden der Zukunft.

Die Facebook-Fanseite "I fucking love science" hat bereits mehr als sechs Millionen Fans, es werden minütlich mehr.

Die Facebook-Fanseite „I fucking love science“ , betrieben von Biologin und Social Media Managerin Elise Andrews, startete im März 2012. Sie hatte nur ein Jahr später mehr als sechs Millionen Fans, es werden minütlich mehr.

Nutzen und Ziele / Marketing-Mix

Wozu möchte man eigentlich im Internet präsent sein? Welche Ziele hat man, was möchte man erreichen? In vielen Fällen macht es Sinn, seine Pläne an den berühmten erweiterten vier P auszurichten: Produkt, Preis, Platzierung, Promotion und in der erweiterten Variante kommt Partner mit hinzu. In ebenso vielen Fällen sollte man eher seine eigenen Wünsche und Ziele in den Vordergrund stellen. Geht es nicht um ein Produkt, das ich verkaufen möchte, sondern um den Wunsch, etwas zu verändern, zu teilen oder zu kommunizieren gibt es andere Wege zum Ziel. Nicht zuletzt betrachten viele Menschen das Internet wie eine Art geistiges Sportstudio und brauchen einfach nur Plattformen, um sich auszutoben.

Hat man sich dazu entschieden, eine eigene Webseite aufzusetzen oder eine soziale Internetplattform zu nutzen, ist es nicht verkehrt, sich einen Übersichtsplan über seine nächsten Schritte zu skizzieren? Welche Leistungen hat man zu bieten? Welche Ideen werden von Usern genutzt und angenommen werden? Passen sie zum Internet? Will man ein Unternehmen gründen, ein Forum eröffnen, durch neue Services Marktlücken schließen oder ein Hobby zum Beruf machen? Sollte man sein Produkt auf einer Homepage bewerben oder kann man bereits bestehende Vertriebswege (Amazon, Magento, Lieferheld …) nutzen? Arbeitet man mit Datenbanken oder zieht man statische Webseiten vor? Wie soll man bei einem Blog verfahren? Auch die Sprache, in der man seine Internetplattform anbietet, ist wichtig. Schreibt man auf Deutsch oder Englisch? Oder beides? Verwendet man ein Multiblog System, richtet man eine fremdsprachige Landingpage ein? Braucht man Übersetzung? Das Internetangebot sollte möglichst klar auf eine bestimmte Zielgruppe zugeschnitten sein: Wen will man erreichen? Wenn man das noch nicht weiß, muss man sich nicht aufhalten – durch die Aktion kommt mit der Zeit auch die Erkenntnis.

Der Name der Internetpräsenz

Wer im Jahre 2013 eine neue Identität im Web aufbauen will, hat es wesentlich schwerer als Studenten Anfang der Neunziger Jahre – die Angebote an Möglichkeiten im Web 2.0, ebenso wie der Aufwand, um wahrgenommen zu werden, sind viel umfangreicher als damals. Gute Markennamen zu ergattern, die noch nicht von Domain-Resellern erobert sind, ist entweder sehr komplex oder sehr teuer. Dadurch, dass so gut wie alle im Wörterbuch gelisteten Begriffe bereits als Domain verkauft sind und quasi alle nur erdenklichen Namen als freie E-Mail-Adresse bereits registriert sind, muss man oft zu absurden Fantasieworten („Dreamoyo“), schrägen Wortkombinationen („Maschinendirigent“) oder bewussten Schreibfehlern („Wostel“) greifen, um eine individuelle Identität im Web aufzubauen.

Auf der buten Wiese von Startups in Berlin wachsen immer absurdere Namensblüten.

Für eine neue Internetpräsenz braucht man heutzutage als primären Ausgangspunkt einen starken Namen, mit dem man online vertreten sein will. Er sollte Charisma haben und leicht zu merken sein. Dies kann der bürgerliche Name des Autors sein, die Marke von einem Unternehmen, der Name der Organisation, ein Magazintitel, ein Slogan oder auch ein reines Fantasiewort/Künstlername. Mit diesem Terminus besetzt man dann so viele Positionen wie möglich in allen wichtigen Teilbereichen des Internet und bindet seine Leser an diese Marke. Um einen solchen Namen zu finden, gibt es eine Reihe von Prüfungen, die man potenziellen Identitätskandidaten vorab auferlegen sollte.

Ich demonstriere das an einem konkreten Beispiel. Über das Brainstorming-Tool Domaincheck von Naden erzeuge ich ein Fantasiewort. Ich werde es nicht registrieren, wer es gerne benutzen möchte ist herzlich eingeladen, es für sich zu okkupieren. Das Fantasiewort lautet „Remido“. Es erinnert mich ein wenig an Musik, vielleicht könnte man damit eine Anwendung für kreatives Soundsampling einführen. Ein umfangreicher Testlauf auf Internettauglichkeit beginnt.

Über den Domaincheck von Naden kann man freie Fantasiebegriffe generieren.

Google

Ist der Name oder Slogan, den man als Ausgangspunkt für seine Präsenz verwenden möchte, schon bekannt? Steht er bereits für prominente Persönlichkeiten, Marken oder Organisationen? Hat er eine besondere Bedeutung in einer anderen Sprache, die nicht passt? Dann sollte man einen anderen Namen suchen, der weniger leicht verwechselt werden kann und weniger Konkurrenzdruck ausgesetzt ist.

Remido heißt auf Portugiesisch offenbar „zurückgekauft, freigesprochen“, ist aber ansonsten noch nicht aufgeladen mit Bedeutungen. Die Suchmaschinen-Ergebnisse bringen keine Einwände, die Herkunft ist lustig, ein schöner Zufall, das kann man gut mit einarbeiten in seinen Markenslogan, so eine Art „break free“ Idee. Erster Check bestanden.

Marke

Gibt es bereits eine geschützte Marke dieses Wortlauts? Wenn ja, in welchen Klassen und welchen Ländern? Ist die Marke bedeutend? Oder kann sie vernachlässigt werden? Überschneidet sie sich mit den eigenen Aufgabenbereichen? Eine Recherche beim Deutschen Patent- und Markenamt ist empfehlenswert.

Es gibt keine Marke mit dem Namen Remido, wie das DPMA zeigt.

Domain + Top-Level Domain

Gibt es den Terminus, auf dem man seine Internetpräsenz aufbauen möchte, noch als Domain in Verbindung mit einer starken Top-Level Domain? Die gefragteste Tld ist die .com, gefolgt von .org und .net, doch auch die länderspezifischen Tlds wie .de, .us oder .dk können eine Menge. Und Piratendomains wie .to oder .me können auch schön sein für spannende Projekte. Was in Zukunft zu erwarten ist, sobald die ICANN die neuen Domain-Endungen (beantragt: .art, .berlin, .pizza, uvm.) released hat, wird sich bald zeigen … Für einen ersten Domainüberblick benutze ich gerne namecheck.com.

Oh weh, das sieht nicht gut aus! Remido.com gehört einem Reseller. Ich kann die Domain um 349,- Dollar kaufen. Remido.net ist auch schon vergeben – das ist aber keine gefährliche Konkurrenz. Wenn ich bereit bin, einen dreistelligen Betrag in diesen Namen zu investieren, geht der Check weiter. Wenn nicht, zurück zum Anfang und neuen Namen suchen.

Facebook, Google+/Youtube, Twitter, XING, LinkedIn…

Ist der Nutzername, den man sich ausgesucht hat, in den größten sozialen Medien als Fanpage, Künstleridentität oder Seite für ein Unternehmen noch erhältlich? Facebook und Twitter können die Internetpräsenz massiv unterstützen, und zwar nicht nur durch sogenannte soziale Signale, die für das Ranking in Suchmaschinen wichtig sind, sondern vor allen Dingen für die direkte Interaktion mit seinen Kunden. Weitere interessante soziale Plattformen können Vimeo, SoundCloud, Pinterest, Yahoo+Flickr, Tumblr, Myspace uvm. darstellen, je nach Angebot. Wer Musik macht, sollte auf Soundcloud, ReverbNation und Myspace gefunden werden können. Fotografen bekommen bei Flickr gute Vermarktungsmöglichkeiten. Designer und Typografen tummeln sich auf Pinterest, Künstler gerne auf tumblr. Und für Filmemacher sind Youtube und Vimeo für ihre Inhalte ein Muss. Beinahe wöchentlich kommen neue social Media Plattformen auf den Markt, manche von ihnen entwickeln sich prächtig – man sollte diese Landschaft im Auge behalten, um Inhalte mitgestalten zu können.

Oh weh, zu viele social names für Remido sind schon registriert...

Namecheck zeigt mir an, dass auf Facebook und Twitter bereits User mit dem Profilnamen Remido registriert sind. Das ist das endgültige Aus für Remido. Ich fahre mit dem Check nur noch zu Demonstrationszwecken fort.

Autoren

Gibt es bereits Autoren mit demselben Namen, wodurch Verwechslungen bei Publikationen oder Artikeln entstehen können? Wie sieht es aus bei Amazon? Listet Google+ ein Autorenprofil, das gleichlautend ist?

Auf Amazon werden mir für "Remido" religiöse Publikationen vorgeschlagen.

Remido ist bereits ausgeschieden – Amazon bestätigt diese Entscheidung noch nachträglich. Religiöse Kontexte für eine neue Marke? Lieber nicht, finde ich.

Skype

Auch auf Skype ist der Name Remido nicht mehr erhältlich.

Als wichtigstes IP-Telefonie Programm, das von einer großen Userzahl benutzt wird, ist auch der Nutzername bei Skype nicht ganz unwichtig.

Remido ist schon aus dem Rennen. Wäre der Name noch aktuell, würden jetzt Umfragen und Tests starten, um zu überprüfen, wie andere Menschen diesen Namen empfinden.

Freunde und Testpersonen

Der Name soll – je nach Image, das man transportieren möchte – sympathisch oder vertrauenserweckend klingen, soll Emotionen und Ideen tragen können. Da empfiehlt es sich, andere Menschen zu ihren Assoziationen dazu zu fragen. Eine Onlineumfrage kann hilfreich sein. Es ist nicht leicht, einen guten Namen für seine Internetpräsenz zu finden. Oft dauert es Monate, bis der ideale Begriff oder Slogan entwickelt wurde. Manchmal kommt die zündende Idee aber auch im Schlaf („first thought is best thought“).

Wenn man über die google Bildersuche "Umfrage" eingibt, sieht man wenig Menschen, dafür umso mehr Torten. [/col]

Content der eigenen Identität / Marke

Ist der Name frei? Sind Domains erhältlich? Marke unregistriert? Soziale Profile unregistriert? Dann steht dem nächsten großen Schritt zur Internetpräsenz nichts mehr im Weg. Nachdem der Name erobert ist, ist die Erstellung von Inhalten und die eindeutige Selbstdarstellung seiner Identität an der Reihe (Content ist King). Die unverwechselbare Marke, ob nun die eines Unternehmens, einer Person oder eines künstlerischen Auftritts, will aufgebaut und dauerhaft besetzt werden.

Das Logo von Granaton entstand aus einem Foto des Granatschmucks meiner Urgroßmutter.

Profilbild / Logo

Ein unverwechselbares optisches Merkmal, das sich immer wieder wiederholt und emotional aufgeladen werden kann, ist für die Webpräsenz unabdingbar. Entweder in Form einer Bildmarke, eines spannenden Avatars oder als ein charismatisches Porträt.

Homepage

Die eigene Domain, die unabhängig ist von sozialen Profilen oder Useraccounts, kann nach Belieben mit Inhalten befüllt und strukturiert werden. Ein gutes Content Management System empfiehlt sich, wenn man größere Pläne hat, als „nur“ eine Webvisitenkarte zu erstellen. Die Homepage mit WordPress, Typo3, Joomla, Drupal oder einem anderen Datenbanksystem zu erstellen, mit dem man ein Redaktionssystem für seine Inhalte zur Verfügung hat, macht auf Dauer fast immer Sinn.

Das Backend von WordPress ist sehr umfangreich und bietet viele Möglichkeiten für die Erstellung von Beiträgen, Seiten und Galerien.

Impressum

Abgesehen davon, dass es gesetzlich vorgeschrieben ist in Deutschland: Zu einer guten Internetpräsenz gehört auch die Anbieterkennung, damit man identifiziert und gefunden werden kann – auch in sozialen Medien. Als Macher hinter den Kulissen soll man gelobt, bestätigt oder gebucht werden können. Oder auch verklagt, wenn man groben Unfug gebaut hat. „Impressum“ als Bezeichnung ist nicht vorgeschrieben, er hat sich jedoch als Gewohnheit eingebürgert und transportiert einen Schuss Seriosität.

Soziale Medien

Für viele Internetpräsenzen ist die Veröffentlichung eigener Inhalte in einem bereits existierenden Vertriebskanal oder einer sozialen Plattform ausreichend. Wenn man als Restaurant an Lieferservices angebunden sein möchte, reichen Verträge mit guten Bestellportalen. Für eine Videoproduktion kann ein gut gepflegter Vimeo-Kanal mehr Traffic bringen als jede eigene Website. Und wenn man als junge Band an den Start geht, findet man unter Umständen wesentlich mehr neue Fans über Soundcloud als über Downloads auf einem individuellen Server.

Texte

Virginia Woolf würde heute online schreiben und rezensieren.

Wer? Worüber? Warum? Für wen? Die Selbstvorstellung in diversen sozialen Medien und auf seiner Webvisitenkarte ist nur der Anfang. Wichtig ist, mit seinen Ideen Leser zu erreichen, die schnell und übersichtlich finden können, wonach sie gesucht haben – sich gleichzeitig gut informiert fühlen und emotional angesprochen werden. Auch neue Lesegewohnheiten haben sich durch das Web eingeschlichen. Texte sollen kurz und übersichtlich sein – die Botschaft auf den Punkt gebracht. Less ist more aber little ist not enough. Damit man mit seiner Internetpräsenz nicht gleich nach den ersten Absätzen im Abseits landet, sollte man auf korrekte Rechtschreibung achten. Eine wunderbare Hilfe dafür ist nach wie vor das gute, alte Wörterbuch. Komfortabel übertragen auf das Internet beispielsweise ist die online-Datenbank vom Duden mit seiner Rechtschreibprüfung, die auch grammatikalische Fehler berücksichtigt, eine große Hilfe.

Bilder

Fotos und Grafiken erzählen Geschichten und laden eine Homepage mit Emotionen auf. Auch gute Typografie hat Bildcharakter. Beides sollte Hand in Hand gehen.

Infografiken

Texte werden durch Infografiken mit Bildern verheiratet. Schöne Infografiken werden gerne geteilt und bringen Bekanntheit und Traffic.

Schrift, Bild und Infografik von Julian Hanson vereint.

Video

Oh nein, das Medium Video ist nicht tot! Im Gegenteil, es wird immer mächtiger. Durch ein Video nimmt man dem (oft) überforderten User die Notwendigkeit zur Interaktion, ein gutes Video ist wie ein Sternemenü im Restaurant, man setzt sich, entspannt, genießt und bekommt alles serviert – es muss nur noch schmecken. Über Youtube oder Vimeo beispielsweise kann man Videoserver gratis benutzen und seine Videos sowohl teilen als auch in die eigene Internetseite einbetten.

Musik

Mit Musik geht alles besser – aber die Autoplay Funktion sollte besser ausgeschaltet bleiben. Man kann Musik ebenfalls über soziale Medien in die Homepage einbetten und sie teilen und kommentieren lassen, beispielsweise über SoundCloud, ReverbNation oder Myspace.

Der Musiker Steve Transcoder veröffentlicht seine neuen Tracks auf Reverbnation.

Meta-Information

Wer gefunden werden will, muss Informationen anbieten, die vom zukünftigen Publikum gesucht werden. Oder ein Feuer mit starker Rauchentwicklung anzünden. Für Texte heißt das: Überschriften richtig formulieren. Schlüsselwörter so in Medien einbetten, dass sie als zentraler Inhalt erkannt werden können. Meta-Informationen wie Titel, Beschreibung und Schlüsselwort konsequent pflegen. Für Bilder, Videos und Musik: Beschreibungen, Kategorien und Tags hinzufügen. Metatags werden für das Web 3.0 immer wichtiger werden. Je gezielter man sie heute schon berücksichtigt, desto besser ist man für das Web von morgen gerüstet.

Sichtbarkeit erzeugen

Nach und nach kann man alle seine Dateien auf diverse Plattformen verteilen, seine individuelle Website mit Content füllen und Fotos oder andere Medien im WWW veröffentlichen. Wenn eine neue Internetpräsenz entsteht, ist eine breite Streuung der erstellten Inhalte ratsam, um wirklich Teil eines Netzes zu sein, und nicht einsamer Stern im Universum Internet bleiben muss. Doch auch wenn man eine kleine Galaxie von Informationen um seinen Webauftritt gewoben hat, ist das bei Weitem nicht ausreichend für eine lebendige Internetpräsenz. Ebenso, wie es nicht genügt, Kunst in einen Galerieraum zu stellen, um Besucher, Kritiker und Käufer zu interessieren, ist es nicht zielführend, Ideen auf seiner Website oder seinen sozialen Kanälen zu verteilen, wenn man sie nicht aktiv bekannt macht und sie nicht mit Lichtgeschwindigkeit im Internet teilt.

Es ist kein Zufall, dass dem weit abgelegenen Pluto der Planetenstatus aberkannt wurde.

Online PR, SEO, Kontaktpflege, Linkaufbau bei Mitautoren und die Bekanntmachung des Internetpräsenz-Namens in gängigen Plattformen, Foren und in Kommentaren gehören genauso zur Onlineidentität, wie die Websites, die man mitbringt. Leider vergessen das viele Internetbewohner und warten auf bessere Zeiten und Userströme, sobald sie eine Homepage eingerichtet und ein paar soziale Signale gesetzt haben. So wird das aber nichts mit Ruhm und Reichtum im Web. Google ist schon schön und gut, aber mit Suchmaschinen muss man kommunizieren, wenn man wahrgenommen werden möchte. Auch hier gilt, wie so oft: Hilf dir selbst, dann hilft dir …

Teilen

Man sollte seine Ideen kontextbezogen über seine sozialen Kanäle teilen und teilbar machen: Mithilfe von social Plugins kann man dies für seine Leser einfach gestalten. Selbst über Freunde, Hashtags, Gruppen, Foren und interne social Media Strukturen kann man seine Webpräsenz verbreiten und darüber kommunizieren, welche interessanten Themen, Produkte oder Werke man hat. Merke: Was der Bauer nicht kennt … Je vertrauter das Publikum mit einer Materie schon ist, desto eher werden dazu passende Internetseiten geteilt.

Das Netz der "Freundschaft", Facebook, hat sich wie ein stark infektiöser Virus auf der ganzen Welt verbreitet.

Online PR

Die klassische Offline Pressemeldung hat noch längst nicht ausgedient! Gute Pressetexte können über interessante PR-Portale verbreitet werden, so sorgen sie für Backlinks und werden gegebenenfalls sogar von den richtigen Leuten gelesen.

Der Online PR Marketing Blog hat viele Tipps und Tricks, wie man es richtig macht.

Wesentlich interessanter für gute Online PR als die statische Pressemeldung sind jedoch Direktkontakte zu Autoren, die über das Thema schreiben, mit dem man sich beschäftigt.

Ob nun Zeitung, Journal, Magazin oder individueller Blog: Jeder Artikel über seine Themen oder Spezialgebiete und jeder Link von einer organischen Website bringt den individuellen Internetauftritt weiter. Auch, wenn es eine vernichtende Kritik ist.

Offline PR

Ja, natürlich, das wahre Leben hilft am meisten. Wer zu Networkingevents geht, bei Festivals oder Konferenzen über sein Projekt spricht, Messen besucht und zwischenmenschliche Kontakte knüpft, kann so seine Internetpräsenz am Allerbesten bekannt machen. Denn diejenigen, die wissen, wer da schreibt, bloggt, posted, teilt und bewirbt, sind die Ersten, die am ehesten bereit sein werden, sich auf das eigene Unternehmen oder Vorhaben einzulassen, darüber zu berichten und Empfehlungen auszusprechen.

Wie Offline PR funktioniert, weiß der Querdenken Blog ganz genau.

Linkaufbau

Wenn man nur deshalb Links auf seine Webseite erzeugen möchte, damit man in den Serps auf eine höhere Position kommt, kann man sie tauschen oder kaufen. Besser ist es natürlich, wenn man ausschließlich ehrliche Links hat, die auch tatsächlich organischen Bezug zur eigenen Internetpräsenz haben. Solche Links sind viel nachhaltiger und überzeugen nicht nur Suchmaschinen, sondern vor allen Dingen auch die Leser, die über diese Links stolpern.

Aktualität

Themen dann zu veröffentlichen, wenn die User sie lesen wollen, weil sie aktuell in ihren Synapsen kursieren, ist das A und das O einer jeden guten Zeitung. Man kann bei frischen Trains of thought mitdiskutieren und sich über Hashtags in Newschannel einklinken. Allerdings sollte man aktuelle Themen nur dann bedienen, wenn man tatsächlich etwas dazu zu sagen hat – und nicht, um mit leeren Worthülsen auf sich aufmerksam zu machen.

Nachhaltigkeit

Natürlich, das Internet ist jung und die Medien volatil. Deshalb sollte man darauf achten, dass die Informationen, die man online stellt, möglichst zeitlos sind. Allgemeingültigkeit und Wertbeständigkeit sind die besten Rankingfaktoren für Suchmaschinen, wie Wikipedia beispielsweise wunderbar bewiesen hat.

Vielen Dank, Jasoncook, für diesen schönen alten Baum!

Newsletter

Wer über einen interessanten Pool an E-Mail-Adressen verfügt, von Usern, die über das eigene Angebot informiert werden möchten, kann die klassischen Newsletterkanäle wunderbar bespielen – heutzutage durch Online Newslettersysteme, Statistiken und vorkonfigurierte Templates keine Hexerei mehr.

E-Book

Es lebe das PDF. Einmal gestaltet bleibt es, wie es ist. Für immer. Dabei ist es kein Bild, sondern hat alle Möglichkeiten, die Text mit sich bringt. Dennoch kann es durch seinen Grafikcharakter nach Belieben geteilt und weiterverbreitet werden. Das Beste aus beiden Welten. Ein PDF mit interessanten Entwicklungsmöglichkeiten oder Designs zu füllen und fröhlich kursieren zu lassen kann dem eigenen Internetauftritt ordentlich Auftrieb geben.

Das Suchmaschinen-Selbstportrait

Man kann Google einerseits selbst Inhalte zuspielen und darauf achten, dass die eigene Onlineidentität auf Seite Eins der Serps möglichst schokoladenseitig dargestellt wird. Andererseits kann man auch unerwünschten Content nach hinten verdrängen oder auch aus den Suchergebnissen entfernen lassen. Dazu müssen unnotwendige Informationen vorab von den Websites der Unternehmen entfernt werden, die sie unerwünschterweise veröffentlicht haben. Häufig sind das Crawler, die zu Werbezwecken Infos über Domain oder Traffic sammeln – man kann diese Einträge durch eine direkte Aufforderung per E-Mail löschen lassen und anschließend über Administratortools aus dem Cache verschwinden lassen. Es macht Sinn, seine eigene Internetpräsenz immer wieder einmal auf sein Serps-Selbstportrait zu überprüfen und aktiv darin einzugreifen. Doch Achtung! Google personalisiert die eigene Suche auf seinem Computer durch Browsercookies. Deshalb muss man vorab immer diese Cookies deaktivieren, sonst werden die Suchergebnisse nicht organisch angezeigt. Dann sieht man nur, was man gerne sehen will.

Am aktuellen Selbstportrait von Granaton sieht man, dass noch eine Menge zu tun ist, bis die organische Seite eins von Google wirklich perfekt ist.

Immer am Ball bleiben

Die Internetpräsenz ist wie ein eigenes Haus: Sie muss permanent gepflegt, gewartet und renoviert werden. Sonst verfällt sie und modert vor sich hin, und nach ein paar Jahren ist davon nichts mehr übrig als verrotteter Datenmüll. Man kann diese Aufgaben an Verwalter, Hausmeister, Gärtner und Reinigungskräfte übertragen, aber wenn man die Pflege vernachlässigt, stürzt nach ein paar Jahren das Dach ein.

Auch eine Internetpräsenz kann einstürzen, so wie dieses ehemals hübsche Haus in Neudorf.

Der Internetauftritt kann so lange betrieben, optimiert und gepflegt werden, bis seine Dimensionen für das weitere Vorhaben zu klein geworden sind. Dann sollte man über eine neue Onlinearchitektur nachdenken, ein neues Konzept erstellen und gegebenenfalls einen Relaunch in Erwägung ziehen – aufbauend auf den alten Inhalten.

Bewusstsein für Menschen und Maschinen entwickeln

Für viele Unternehmen ist das Internet eine hervorragende Möglichkeit, eine positive Entwicklung in Richtung Kundenbindung, Transparenz und Sympathie zu verzeichnen. Doch das Internet ist keine Allzweckwaffe. Auch für Startups, deren Produktangebot ausschließlich für das Web gemacht ist, gilt: Nach wie vor sind es die Menschen, die Unternehmen stark machen, nach wie vor richtet man sich an Leser/Nutzer/Kunden, die es zu überzeugen gilt, und nicht an Algorithmen oder Bots.

Wenn ein Verein, ein Forum oder eine Community an den Start geht, sollte man sich immer vor Augen führen, dass durch das Internet starke zwischenmenschliche Beziehungen und emotionale Bindungen an seine Kommunikationskanäle entstehen können. Dementsprechend verantwortungsbewusst und stabil sollte man sich zeigen und die Website pflegen, vor SPAM schützen und Mobbing, Drohungen oder Beleidigungen abwenden.

Für Kreative, Künstler und Autoren kann sich das Web als Segen erweisen – es kann aber auch zum Fluch werden. Denn die Inhalte, die man einmal ins Internet eingespeist hat, bleiben da auch. Selbst, wenn man Dateien von seiner Homepage löscht und aus dem Cache von Suchmaschinen entfernen lässt, sind sie dennoch als digitale Spuren in der Serverarchitektur des globalen Internet erhalten und können ggf. wiederhergestellt werden – ganz zu schweigen von den Erinnerungen auf Festplatten seiner Leser, in Rezensionen oder Partnerseiten. Schließlich können alle Informationen beliebig archiviert werden. Es gibt nichts Schöneres für Künstler, als Sammler und Fans zu finden, die jeden digitalen Schnipsel ihrer Existenz aufbewahren. Andererseits kann man so natürlich auch in seiner Entwicklung ausgebremst werden, denn jedes Werk, das man online gestellt hat, wird verewigt. John Baldessari hat 1970 einen Großteil seiner Malereien verbrannt. Noch heute sucht man nach ihren Spuren. Menschliche Erinnerungen verblassen, Materie vergeht aber Datenträger vergessen nichts.

Fazit

Ein neuer Internetauftritt kann mit einer gratis E-Mail-Adresse bei einem Mailanbieter anfangen und bei einem eigenen sozialen Netzwerk mit Millionen von Nutzern aufhören. Er kann unerwartete Möglichkeiten eröffnen. Durch eine gut gemachte Onlineidentität kann man als Person wie ein neuer Mensch werden und als Unternehmen ungeahnte Märkte erschließen. Seinen Webauftritt sollte man immer weiter pflegen und verbessern, so bleibt er vielleicht lebenslang erhalten. Man kann eine neue Internetpräsenz bis zum letzten i-Punkt selbst erstellen, man kann aber auch seine Homepage von zu 100 % entwickeln und seine Inhalte von Profis erstellen lassen, die sie als Teil des Marketing-Mix verstanden sehen. Dabei gilt immer: Je besser das Konzept für eine virtuelle Identität mit der Person des Machers oder der Corporate Identity des Unternehmens korrespondiert, desto überzeugender und stabiler wird sie sein. Dabei sollte man immer das Wörterbuch zur Hand haben und Datenbanken für Übersetzungen verwenden, um fehlerfreie, zeitlose Texte verfassen zu können, ob nun auf Englisch, Deutsch oder in einer anderen Sprache. Gute Internetpräsenzen wirken authentisch – und Authentizität erreicht man nicht allein durch Bits und Bytes. Sondern vor allen Dingen durch Umarmungen, Tränen, Freude und viel Engagement.